4 Tage Woche JA oder NEIN?
4 Tage Woche JA oder NEIN?
Eine viel diskutierte Frage, die Chancen und Risiken birgt. Dieser Blog soll Ihnen persönlich mehr Klarheit zu diesem Thema geben, sofern Sie in Ihrem Handwerksbetrieb eine 4 Tage Woche anstreben.
Nicht für jeden Handwerksunternehmer ist die 4 Tage Woche geeignet. Für Betriebe, die einen Notdienst anbieten, wie z.B. Heizungsbaubetriebe, ist es sicher eine Herausforderung. Die Kundendiensttechniker sind ja auch am Freitag unterwegs. In diesem Fall besteht zum einen die Sorge, einen Kunden zu verlieren, weil er über das Wochenende in seinem Haus frieren müsste und zum anderen wird, je nach Betriebsgröße, ein Monteur zusätzlich benötigt.
Um eine gute Lösung für Ihren Betrieb zu finden, können Sie wie folgt vorgehen:
- Weshalb wollen Sie die 4 Tage Woche einführen?
Die Motivation sollte nicht ausschließlich von Ihren Mitarbeitern kommen, da sie sich der Konsequenzen und möglichen Anstrengungen im Tagesgeschäft nicht unbedingt bewusst sind. Sie sollten sich ebenso nicht unter Druck setzen lassen, weil es „andere Handwerksbetriebe“ anbieten. Aber es ist sicher ein gutes Instrument, um Mitarbeiter zu binden und tatsächlich die Arbeitseffizienz zu steigern. - Klären Sie unbedingt die rechtlichen Rahmenbedingungen, bevor Sie überhaupt in Erwägung ziehen, dieses Arbeitszeitmodell einzuführen.
In jedem Fall wenden Sie sich an die Handwerkskammer oder an Ihre Innung. Wichtig ist, dass Sie sich auf keinen Fall abschrecken lassen, weil es einiges zu beachten gibt. Meiner Erfahrung nach haben unsere Handwerksunternehmer mit Ihren Teams überwiegend von diesem Modell profitiert. Baustellen werden endlich komplett fertig ohne für die letzten Restarbeiten von einer Stunde nochmal hinfahren zu müssen. Das Team arbeitet somit effizienter und motivierter, da sie gemeinsam auf ein Ziel zusteuern: Freitags frei! Die Konzentrationsfrage der Mitarbeiter steht sicher für einige im Raum, jedoch ist es für die meisten Mitarbeiter in einem Handwerksteam eher ein Ansporn, die Baustelle zu rocken und schwächere Kollegen mitzuziehen. Mit anderen Handwerksunternehmern über dieses Thema zu diskutieren kann hilfreich sein, ist es aber meistens nicht, da Ihre Kollegen das Arbeitszeitmodell nur aus der Brille des eigenen Betriebes betrachten! Machen sie sich ein eigenes Bild, das schafft mehr Klarheit als meinungsbildende Diskussionen.
- Hier vom Verlag Impulse schon mal einige rechtliche Hinweise, die Sie sich bitte fachlich bestätigen lassen!
- 4 Tage Woche im Team ansprechen
Es gibt mehrere Möglichkeiten eine 4 Tage Woche einzuführen. Zum Beispiel arbeiten Ihre Mitarbeiter dann 10 Stunden am Tag. Oder sie erhalten weniger Urlaub. Sie können sich auch entscheiden die Urlaubsansprüche beizubehalten und 8 Stunden bei gleichem Gehalt zu zahlen.
Nachdem Sie jetzt wissen, welche Durchführung in Ihrem Handwerksbetrieb sinnvoll ist, gilt es, sich gut für die Teambesprechnung zu diesem Thema vorzubereiten!
Es sollten alle Vor- und Nachteile für die Mitarbeiter auf den Tisch, jedoch ist es ratsam, zuerst die Wünsche und Vorstellungen Ihrer Mitarbeiter herauszufinden.
Am besten bereiten Sie dazu gezielte Fragen vor:
- Welche Vorteile ergeben sich für Euch bei einer 4 Tage Woche?
- Welche Vorteile ergeben sich für den Betrieb oder für Abläufe?
- Worauf müssen wir achten, wenn wir die 4 Tage Woche einführen?
- Was denkt Ihr, steigen oder sinken eure Urlaubsansprüche oder gibt es weniger Gehalt?
- Was ist euch / dir wichtiger: A oder lieber B.
Möglicherweise macht hierzu eine anonyme Befragung Sinn, beispielsweise über das Tool Mentimeter. Auch hier kommt es wieder auf die Betriebsgröße an und wie sicher Sie sich fühlen in der Durchführung solcher Meetings. In manchen Fällen können Einzelgespräche mehr Sinn machen, zum Beispiel in einem kleineren Handwerksbetrieb. So kann offen und transparent über dieses Thema gesprochen werden.
Vorgehensweise nach Einführung der 4 Tage Woche:
Machen Sie sich eine Checkliste mit allen Aufgaben, die für die Durchführung und darüber hinaus wichtig sind. Dazu gehört auch die Frage, wie sich die betriebswirtschaftlichen Zahlen verändert haben. Arbeiten Sie Ihre Punkte kontinuierlich ab und terminieren Sie diese! Auch die Aufgaben, die sich wiederholen, um zu überprüfen, wie gut Ihr Team die 4 Tage Woche annimmt. Dies darf gern in einem regelmäßigen Meeting, vielleicht einmal im Monat, abgestimmt werden. Dieser Punkt gehört mit auf die Checkliste.
Umsetzung:
Für manche Handwerksbetriebe kann eine Probezeit von maximal 3 Monaten sinnvoll sein. So können alle Beteiligten in Ihrem Handwerksbetrieb feststellen, ob dieses Modell die gewünschten Vorteile bringt. Es ist sehr wichtig alle darauf vorzubereiten: Aufgepasst, erstmal zur Probe!! Nun kommt es wieder auf die Betriebsgröße an, ob eine Probezeit sinnvoll ist: Wie viele Mitarbeiterverträge müssen ergänzt werden, steht die Probezeit im Verhältnis zum Aufwand?
Fazit:
Sich mit diesem Thema zu beschäftigen, bringt auf jeden Fall Klarheit. Selbst wenn die Einführung der 4 Tage Woche nicht die gewünschten Vorteile bringt und Sie sich dagegen entscheiden, wissen Sie jetzt, dass Sie andere, bzw. zusätzliche Maßnahmen für die Mitarbeiterbindung ergreifen sollten.
Ihre Susanne Hasemann